Impaktgesteine wie dieses sind nicht nur schön anzusehen, sondern ermöglichen uns einen Blick weit zurück in die Erdgeschichte. Diese Platte stammt aus dem südafrikanischen Vredeforter Dom, dem größten und ältesten bekannten Einschlagkrater eines Asteroiden auf der Erde.

Zeuge einer gewaltigen Explosion

von Wolf Uwe Reimold

Erst 2012 kam die Platte ans Museum für Naturkunde. Nun ja, eine Gesteinsplatte – und was ist so spektakulär an ihr? Um dies zu erkunden, müssen wir auf unseren Nachbarn, den Mond, schauen. Dessen Oberfläche ist von hunderttausenden von Einschlagkratern übersät, die von einer über vier Milliarden Jahre andauernden, höchst gewalttätigen Oberflächengeschichte zeugen. Auch die Erde ist über die Jahrmilliarden nicht von Meteoriten, Asteroiden und Kometen verschont geblieben. Aber aufgrund ihrer stetigen Oberflächenerneuerung durch die vom Erdinneren ausgehenden geologischen Prozesse und die durch Wasser und die Atmosphäre bedingte Verwitterung und Erdabtragung (Erosion) sind nur wenige Spuren dieses planetaren Bombardements geblieben. Lediglich 185 Einschlagskrater auf der Erdoberfläche sind bekannt.

Die Vredefort Impaktstruktur südwestlich von Johannesburg, Südafrika, ist mit 250 Kilometern Durchmesser der größte und mit 2020 Millionen Jahren auch der älteste von ihnen. Die Katastrophe, die zur Bildung dieser Kraterstruktur führte, war gewaltig: Sie entsprach der Explosion von etwa 100 Millionen mal Millionen Tonnen TNT Sprengstoff – eine unvorstellbare Explosion! Zum Vergleich: eine Atombombe hat eine Sprengkraft von etwa 10-20 Tausend Tonnen TNT.

Im Zuge der Vredefort Explosion bildete sich eine riesige Menge von geschmolzenem Gestein, das noch heute in vielen Gesteinsaufschlüssen und Steinbrüchen bewundert und untersucht werden kann. Das Museum für Naturkunde Berlin erwarb die Platte, um die im Vredefort Impakt geschmolzenen Gesteinsarten zu untersuchen. Eine davon hat eine glasähnliche (pseudotachylitische) Grundmasse und enthält viele Einschlüsse, so dass sie dem Typ einer „Brekzie“ entspricht. Daher wird dieses Schmelzgestein als „pseudotachylitische Brekzie“ bezeichnet – zugegeben, ein Zungenbrecher… Unsere Platte ist ein wunderschönes Exemplar des vor zwei Milliarden Jahren gebildeten Schmelzgesteins und zugleich ein Sinnbild für die zerstörerische Kraft einer gigantischen natürlichen Explosion. Die Platte soll im Vordergarten des Museums einen Ehrenplatz bekommen, wo sie die Größe – ja, die Gewalt – unseres Planetensystems und der darin herrschenden Kräfte symbolisieren sowie an unseren Platz im Universum und an die Bedeutung, die unser Planet für uns hat, erinnern wird.