Dieses Steinschmätzer-Präparat wurde bereits 1821 gesammelt und aus dem heutigen Ägypten nach Berlin geschickt. Seinen jetzt gültigen Namen erhielt es jedoch erst 2011, ganze 190 Jahre später.

Neue Daten zu altem Schmätzer

von Sylke Frahnert

Ausführliche Detektivarbeit hat dieser Steinschmätzer nach fast 200 ruhigen Jahren in der Sammlung des Museums ausgelöst. In Nubien gesammelt, wurde er 1823 unter dem Namen Saxicola leucura capite nigro in die ornithologische Sammlung integriert.

2012 besuchte der israelische Ornithologe Hadoram Shirihai die Sammlung in Berlin. Zusammen mit Kollegen hatte er 2011 eine neue Unterart des Schwarzrücken-Steinschmätzers, den Basalt-Steinschmätzer (Oenanthe lugens warriae), beschrieben. Nun suchte er in verschiedenen Vogelsammlungen, ob sich diese Unterart dort unerkannt versteckte, um ihre Verbreitung auch in historischer Dimension zu studieren. In diesem präparierten Steinschmätzer wurde er fündig. Allerdings half ihm der unspezifische Fundort „Nubien“ für seine Forschungen nicht weiter und auch das Sammeldatum fehlte.

Um den Weg des Präparates in die Berliner Sammlung zu erkunden, wurden alte Handschriften aus dem Museumsarchiv studiert. Die Texte zeigen, dass der Steinschmätzer am 19. März 1823 mit einer Sendung von etwa 1600 Vögeln aus Nubien ans Museum kam. Aus der Lieferliste der siebenten Sendung der Expedition von Friedrich Wilhelm Hemprich und Christian Gottfried Ehrenberg wird ersichtlich, dass die zwölf Tiere, die als Saxicola leucura capite nigro geführt wurden, im Oktober und November in Deram und Gornu gesammelt wurden. Diese Orte sind heute nicht mehr auffindbar, aber in Nubien, einem Gebiet zu beiden Seiten des Nils im Grenzgebiet von Ägypten und dem Sudan, hielt sich die Expedition 1821 und 1822 auf. Da die Lieferung bereits im Juli 1822 nach Berlin abgeschickt wurde, kann sich das Datum nur auf Oktober oder November 1821 beziehen. Zudem konnte Shirihai feststellen, dass das Tier das Federkleid eines Weibchens im ersten Lebensjahr trägt. In Ägypten und im Sudan ist dieses Federkleid zwischen November und Januar zu beobachten, d.h. das Tier muss also im November 1821 gesammelt worden sein. Zu diesem Zeitpunkt bereiste die Expedition in Ägypten das Gebiet um Assuan.

Über detektivische Arbeit lässt sich somit feststellen, dass das Tier mit großer Wahrscheinlichkeit bei Assuan im November 1821 gesammelt wurde. Warum ist das wichtig? Durch die Kombination dieser Daten wird das Präparat bedeutsam für taxonomische Forschungen sowie Studien zur Biogeographie oder zum historischen Wandel von Verbreitungsmustern. Vor allem aber ist es einer der wenigen historischen Belege für die neu entdeckte Unterart des Basalt-Steinschmätzers.

Ebenfalls von Sylke Frahnert: Die Geschichte vom Ein Leben nach zwei Toden und Einzelexemplar