Fossiles Skelett eines Strahlentierchens, ca. 13 Millionen Jahre alt

Mit Mikrofossilien die Zukunft vorhersagen

von David Lazarus

Dieses winzig kleine Skelett kann dabei helfen, Vorhersagen über die Zukunft unseres Klimas zu treffen. Es gehört zu dem im Meer lebenden Einzeller Actinomma golownini, ein sogenanntes Strahlentierchen (Radiolarien), welches zum Plankton gehört. Das Skelett ist ein Beispiel eines Mikrofossils – es ist lediglich ein Zehntel eines Millimeters groß und ca. 13 Millionen Jahre alt. Es stammt aus einer Probe des Meeresbodens im Südpolarmeer. Solche Proben von Tiefsee-Sediment sind ein wichtiger Bestandteil der Sammlungen des Museums. Das Museum besitzt sogar einige der ältesten, die jemals gesammelt wurden. Diese wurden im 19. Jahrhundert von Christian Gottfried Ehrenberg für die erste systematische Untersuchung von Strahlentierchen genutzt.

Ehrenbergs Arbeit war eine Pionierleistung, in der modernen Forschung spielen Mikrofossilien inzwischen eine wichtige Rolle. Dabei zählt weniger das einzelne Exemplar, sondern vielmehr das Verteilungsmuster sehr vieler Exemplare. Es gibt viele verschiedene Arten von Mikrofossilien, die Verbreitung der Arten ist aufschlussreich. Unzählige Proben werden aus einem festgelegten Bereich der Tiefsee genommen und mit Proben aus anderen Bereichen in Zusammenhang gebracht. Zusammen mit Daten aus geochemischen Untersuchungen derselben Proben wird so die Geschichte der Ozeane rekonstruiert. In diesem Beispiel wird anhand des Vorkommens von A. golownini das geologische Alter der Proben bestimmt. Mikrofossilien wie diese kommen in solchen Sedimenten so häufig vor, dass man heute genau weiß, wann diese Arten entstanden und wann sie ausgestorben sind. Ihr Vorkommen oder ihre Abwesenheit in einer Serie von Proben ergibt daher ein Muster, welches ein genaues Bestimmen des Alters des Sediments ermöglicht.

Dieses Bestimmen des geologischen Alters ist Teil einer internationalen Studie über das Klima des mittleren Miozän, also vor ca. 16 bis 12 Millionen Jahren. Das Klima damals war relativ warm. Die Konzentration von Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre war vergleichbar mit der Konzentration, die für unsere Zukunft erwartet wird, dank des von Menschen erzeugten Kohlenstoffdioxids. Diese Art der Forschung ermöglicht einen Blick darauf, wie Ozeane und Eisdecken in der Zukunft auf globale Erwärmung reagieren könnten. So erlauben uns diese winzigen Fossilien, das große Ganze zu erfassen.