Ein Juwel des Spinnenreiches
Haarig, giftig, eklig, braun oder schwarz – so oder ähnlich beschreiben viele Menschen Spinnen. Als „Spinnenfrau″, also Mitarbeiterin in der Spinnensammlung, stoße ich täglich auf solche Vorurteile. Doch jetzt können wir dem etwas entgegensetzen: die Pfauenspinnen. Diese gehören zur Familie der Springspinnen (Salticidae), welche keine Netze bauen, sondern ihre Beute unter anderem springend jagen. Ihren deutschen Namen bekamen sie von der Fähigkeit der männlichen Tiere, ihren Hinterleib aufzustellen und seitliche Hautfalten auszuklappen, so dass wie bei einem Pfau ein wunderschönes Muster zu erkennen ist. Diese Fähigkeit spielt eine Rolle beim außergewöhnlichen Balztanz männlicher Pfauenspinnen.
Vor kurzem wurden zwölf neue Arten dieser Springspinnen in Australien entdeckt. Diese folgen keinem einzigen Spinnenvorurteil: Sie sind bunt und führen lustige Paarungstänze auf, die selbst Menschen zum Schmunzeln bringen, die sich sonst vor Spinnen ekeln. Bei der Entdeckung dieser neuen Arten spielte das abgebildete historische Exemplar eine wichtige Rolle. 1879 nutzte der damalige Kustode Ferdinand Karsch dieses Tier zur Beschreibung einer neuen Art: der bläulichen Pfauenspinne (Lycidas anomalus). Dadurch wurde das Exemplar zum Typus. Typusexemplare dienen Wissenschaftlern zum Vergleich, sie legen als Namensträger fest, wie eine Art heißt. Als Jürgen Otto, ein australischer Spinnenforscher, jüngst weitere neue Pfauenspinnen-Arten entdeckte, kam dieses Tier, vor über 130 Jahren der Typus der ersten beschriebenen Pfauenspinnenart überhaupt, wieder ins Spiel. Bei der Beschreibung der neuen Arten wurde er zum Vergleich herangezogen. Dies geschah zunächst durch Fotos, später haben wir dem australischen Kollegen unser Exemplar zur direkten Anschauung zugeschickt.
Und heute? Diese tollen Tierchen können uns helfen, neue „Spinnenfreunde″ zu finden. Jürgen Otto hat zum Beispiel sehr schöne Filmaufnahmen des Balztanzes von Pfauenspinnen-Männchen gemacht und diese mit Musik unterlegt. Das hat bereits jetzt viele Menschen begeistert und trägt vielleicht dazu bei, mehr Interesse für Spinnen und Spinnenforschung zu wecken.
Die Video-Aufnahmen von Jürgen Otto finden Sie hier.
Lesen Sie mehr von Anja Friederichs und dem einzigartigen Schrein für Wassermilben.
- Bereits 1879 machte der Kustode Ferdinand Karsch dieses Exemplar durch die Erstbeschreibung der Art zu einem Typusexmplar.
- Aufgrund der Fragilität und geringen Größe des Präparats ist das alkoholgefüllte Glasrörchen in Watte gepackt.
- Die Bläuliche Pfauenspinne ist nur wenige Millimter groß.
- Ein lebendes Exemplar von Lycidas anomalus
- Deutlich zu sehen ist das namendgebende bläulich schimemrnde Hinterteil dieses Männchens.
Great article! I love Salticids!!! On my country, Uruguay, most of the salticids are unknown, systematic research is needed! Best regards!