Diamanten aus Süddeutschland
In Deutschland gibt es Diamanten. Beim Einschlag eines kosmischen Projektils können durch den hohen Druck Diamanten entstehen – und solche Einschläge hat es in der Erdgeschichte häufiger gegeben. Vor ca. 15 Millionen Jahren schlug in Süddeutschland ein Projektil ein und erzeugte den Nördlinger Ries Krater mit einem Durchmesser von über 20 km.
Dieses Gneis-Fragment stammt aus dem Nördlinger Ries und enthält Diamanten. In mühseliger Arbeit und mit Hilfe von Säure wurden 31 kleine Diamantkörner aus einem (nun nicht mehr vorhandenen) Teil dieses Fragments gewonnen. Sie sind bis zu 0,3 mm groß, meist grünlich gefärbt und plättchenartig geformt. Beim Einschlag des Projektils erfuhr das Gneis-Fragment einen extrem hohen Druck von 45-55 Gigapascal. Dabei wurde es teilweise aufgeschmolzen und aufgeschäumt. Die ursprünglich vorhandenen Minerale des Gesteins wurden dabei in Gläser und Hochdruckminerale umgewandelt. Der Gneis enthielt zudem eine geringe Menge Graphit, der beim Einschlag zu Diamant umgewandelt wurde. Dabei blieb dessen äußere Form erhalten. Im Inneren bestehen diese Plättchen nun aber schwammartig aus unzähligen kleinen Diamantkörnern.
Aufwändige Untersuchungen mit einer Ultramikro-Waage zeigten, dass dieses Gneis-Fragment 0,6 Gramm Diamant pro Tonne führt. Der durchschnittliche Diamantgehalt im wichtigsten Impaktgestein des Nördlinger Ries, dem sogenannten Suevit, beträgt 0,2 Gramm Diamant pro Tonne und ist damit durchaus mit abbauwürdigen Lagerstätten zu vergleichen. Ausgehend von diesen Untersuchungen sind in den Oberflächenvorkommen des Suevits etwa 80 Tonnen Diamant zu erwarten.
Werden demnächst also Diamanten in Süddeutschland abgebaut? Aufgrund ihrer geringen Größe und ihres inneren Aufbaus eignen sich solche Diamanten nicht als Schmuckstücke, zudem ist ihre Gewinnung sehr aufwändig. Deutschland wird deshalb auch in Zukunft nicht zu den Förderländern von Diamant gehören. Diese Diamanten sind aber wichtige Anzeiger für den hohen Druck beim Einschlag von kosmischen Projektilen und liefern Informationen zur Entstehung von Diamant.
- Der Nördlinger Ries Krater aus dem dieses Diamant führende Fragment stammt, liegt an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg
- Dünnschliff-Foto des durch Druckeinwirkung stark umgewandelten Gesteins. In und um Quarzglas (weiß) findet sich das Hochdruckmineral Coesit, das in röhrenartigen Strukturen auftritt. Weiterhin ist teilweise aufgeschmolzener Biotit (bräunlich) und kristallisierte Feldspat-Schmelze (grau, grieselig) zu erkennen. Die Bildbreite beträgt 0.6 mm.
- Lichtmikroskopische Aufnahme eines Diamanten, der aus diesem Gneis-Fragment gewonnen wurde. Der Durchmesser beträgt ca. 0,1 mm.