Blickt man hindurch, sieht man in die zeitliche Ferne von 200 Mio Jahren, als Dinosaurier noch lebendig waren.

Ausblick in die Vergangenheit

von Jochen Hennig

Wie Fernrohre auf Aussichtsplattformen wirken die Instrumente, die in zwei Ecken des Dinosauriersaals aufgebaut sind. Die Landschaften, auf die sie uns blicken lassen, stammen jedoch anders als an gewöhnlichen touristischen Aussichtpunkten aus weit entfernter Vergangenheit, zeigen sie doch verschiedene Etappen der jurassischen Vorzeit. Denn richtet man diese „Juraskope“ auf die einzelnen großen Dinosaurier-Skelette, sieht man in einer Animation, wie die Knochen mit Adern, Organen, Muskeln und Haut überzogen werden. Die Dinosaurier beginnen, sich durch eine üppige Vegetation zu bewegen. Sie nehmen Blickkontakt zu uns auf, zwinkern uns mitunter neckisch zu – man betrachtet nicht mehr eine vergangene Zeit, sondern wird Augenzeuge und Teil der Szenerie, gleichsam ein Zeitreisender.

Die Juraskope sind Dinge im Ausstellungssaal und zugleich Medien der Vermittlung. Ihre bewegten Bildwelten erinnern an populäre Filme wie Jurassic Park. Dadurch bilden sie auf den ersten Blick einen Gegensatz zu den Skeletten, die in gewohnter Tradition den Museumsraum als Ort der Bildung, Forschung und Authentizität inszenieren. Stehen sich hier also Fiktion und Wahrheit gegenüber?

Dieser Anschein trügt, sind doch auch die Skelette nur zum Teil aus Originalfunden zusammengesetzt und oft durch Gipsteile ergänzt oder, wie das Skelett des Diplodocus, in Gänze die Kopie eines Skeletts. Auch könnten die Knochen ohne Metallgestänge nicht als Skelett stehen, sodass sich in ihrer Konstruktion und Haltung sowohl Forschung als auch Spekulation treffen. Skelette wie auch Juraskope versuchen, aktuellen Forschungsergebnissen so weit wie möglich gerecht zu werden. Und sowohl die Skelette als auch die Animationen gehen der aktuellen Forschungsfrage nach, wie Dinosaurier in ihrer Umwelt gelebt haben. Dass die Juraskope vor allem als spielerische Unterhaltung für jüngere Besucher angesehen werden, liegt nicht nur an den Scharen von Kindern, die sich begeistert um sie drängen, sondern sagt etwas darüber aus, was gegenwärtig als wissenschaftlich und was als Unterhaltung wahrgenommen wird.